Einbrecher haben leichtes Spiel beim Wohnungseinbruch

Warum Einbruchschutz und Alarmanlagen im Kampf gegen Wohnungseinbruch immer wichtiger werden

Der Forschungsbericht Nr. 130 des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachen e.V. führt die Gründe für die zunehmend steigende Notwendigkeit von Sicherheitstechnik und Alarmanlagen sehr konkret auf. Als Grundlage für den Bericht wurden statistische Erhebungen zum Wohnungseinbruch von fünf deutschen Großstädten einbezogen. Die Kernaussagen der daraus gezogenen Schlussfolgerungen sind:

  • Die Zahlen der Wohnungseinbrüche steigen ständig weiter an.
  • Die Ressourcen der Polizei reichen für notwendige Ermittlungen nicht aus.
  • Zahlreiche Einbruchsdelikte werden nicht hinreichend verfolgt oder führen nur zu geringen Strafen.
  • Einbrechern wird es in Deutschland derzeit noch zu leicht gemacht.

Wichtige Zahlen aus dem Forschungsbericht der Polizei

Bei Delikten wie Sachbeschädigung, Betrug, Körperverletzung und Diebstahl im Allgemeinen werden in den letzten Jahren sinkende, gleich bleibende oder nur sehr leicht steigende Tendenzen beobachtet. Bei Wohnungseinbrüchen ist allerdings das Gegenteil der Fall. Nach dem Forschungsbericht gab es 2006 bundesweit 106.107 Einbrüche. Deren Zahl hat bis zum Jahr 2014 um mehr als 43 Prozent zugelegt und wird mit 152.123 an die Polizei gemeldeten Fällen von Wohnungseinbruchdiebstahl ausgewiesen.

Besonders fatal daran ist, dass die Polizeibeamten nach der offiziellen Kriminalstatistik des Bundeskriminalamtes im Jahr 2014 gerade einmal 15,9 Prozent der Wohnungseinbrüche aufklären konnten. Durchschnittlich liegt die Aufklärungsquote über alle Delikte mit 54,9 Prozent wesentlich höher. Somit wird den wenigsten Opfern von Wohnungseinbrüchen überhaupt die Chance gegeben, für den materiellen Schaden (z.B. Wertgegenstände) einen Schadenersatzanspruch gegen die Diebe geltend zu machen. Dabei gibt es starke regionale Unterschiede. In Großstädten wie Berlin, Bremen und Hamburg werden die prozentual höchsten Zahlen von Einbrüchen ausgewiesen. Gleichzeitig liegen dort aber die Aufklärungsquoten am niedrigsten. In Berlin können nur 6,9 Prozent aller Opfer davon ausgehen, dass die Täter von der Polizei ermittelt werden können. Hamburg und Bremen liegen mit einer Aufklärungsquote von 7,8 Prozent gleichauf. Die höchste Aufklärungsquote konnte in den Jahren 2013 und 2014 mit 31,9 Prozent die Polizei in Thüringen aufweisen.

Eine weitere interessante Frage aus dem Forschungsbericht bezieht sich darauf, wie oft Einbrecher nach einem Einbruch verurteilt werden. Hier kommen die niedersächsischen Kriminalisten zu der Schlussfolgerung, dass auf 100 erfolgreiche Einbrüche gerade einmal zwischen zwei und fünf verurteilte Täter kommen. Dies bedeutet, dass die Wohnungseinbrecher in Deutschland kaum mit strafrechtlichen Konsequenzen ihres schändlichen Treibens zu rechnen haben. Dazu trägt auch bei, dass von den Staatsanwaltschaften viele bereits laufende Verfahren zu Einbruchsdelikten eingestellt werden, wenn die Täter kein Geständnis ablegen. Selbst bei einer Verurteilung kommen die Täter glimpflich davon, denn die durchschnittlichen Haftstrafen für Wohnungseinbrüche betragen in Deutschland lediglich elf Monate. Besonders erschreckend ist außerdem die Tatsache, dass vielen Statistiken zufolge die Täter zumeist nicht das erste Mal auffällig werden.

Spurensicherungen am Tatort bringen nur einen geringen Erfolg

In Deutschland müssen sich Einbrecher nicht einmal große Mühe machen, um keine Spuren zurückzulassen. Eine Studie von Kawelovski aus dem Jahr 2012 zeigt, dass gerade einmal zwei Prozent aller Wohnungseinbrüche durch die Aufnahme daktyloskopischer Spuren aufgeklärt werden können. Die Sicherung von DNA-Spuren führt danach ebenfalls nur in zwei Prozent aller Fälle zu einem Erfolg. Auch Kawelovski vermerkt mit 17 Prozent nur einen geringen Anteil von Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaften, die noch dazu zur Hälfte wegen Beweismangels eingestellt werden. Auch übt er Kritik daran, dass in mindestens 21 Prozent aller Fälle die Ermittlungen wegen des zu hohen Aufwands nicht weitergeführt werden. Kawelovski weist in seinen Statistiken aus, dass nur zwei Prozent aller Täter verurteilt werden. Dabei liegen die verhängten Gefängnis- und Bewährungsstrafen bei durchschnittlich lediglich 3,9 Monaten.

Die von den niedersächsischen Kriminalisten vorgelegte Studie belegt die genannten Zahlen. In den für die Stichproben ausgewählten 1.606 aufgeklärten Fällen erfolgte nur in 377 Fällen eine Verurteilung. Das ungünstigste Verhältnis wies eine Stadt mit 387 aufgeklärten Fällen und 53 Verurteilungen auf. Das ist insbesondere deshalb beachtenswert, weil bei 98,4 Prozent aller Einbruchsdelikte eine Spurensicherung durch die Kriminalisten durchgeführt wurde. Allerdings müssen hier Unterschiede zwischen den einzelnen Städten beachtet werden. Nicht überall werden die Spuren von Kriminalisten aufgenommen. In einer Stadt war es in 99,1 Prozent der Fälle die Schutzpolizei (Streifenbeamte), von der die Spurenaufnahme durchgeführt wurde.

Polizei reagiert bei Wohnungseinbrüchen üblicherweise sehr schnell

Doch bei aller Kritik an der Arbeit der Polizei und der Staatsanwaltschaften brachte die Studie auch ein gutes Ergebnis zutage: Bei 43,8 Prozent aller gemeldeten Wohnungseinbrüche war die Polizei binnen weniger als zehn Minuten vor Ort. Genau das zeigt, dass Einbruchmeldeanlagen (landläufig als Alarmanlagen bekannt) die Chance erheblich verbessern, die Einbrecher in flagranti erwischen zu können. Das Eintreffen der Polizei nach mehreren Stunden hat mit einem Anteil von 3,6 Prozent der Fälle Seltenheitswert. Allerdings weist die Studie auch hier gravierende Unterschiede zwischen den einzelnen Städten auf. In einer Stadt traf die Polizei in 90,5 Prozent der Fälle und in einer anderen Stadt nur in 7,9 Prozent der gemeldeten Einbrüche binnen zehn Minuten am Tatort ein.

Eine weitere positive Nachricht ist, dass der Anteil der nicht vollendeten Einbruchsversuche mit 38,5 Prozent in den untersuchten fünf Städten sehr hoch war. Die Statistiken zeigen, dass die Hälfte aller Einbruchsversuche abgebrochen wird, weil sich die an einer Wohnung oder einem Haus vorhandene Sicherheitstechnik als unüberwindbar erwies. Das heißt in der Konsequenz, dass sich die Investition in hochwertige Sicherheitsschlösser und zusätzliche Verriegelungen als Ergänzung zu einer professionellen Einbruchmeldeanlage durchaus lohnt. Der Forschungsbericht zeigte auch, dass diese Sicherung sowohl an den Türen als auch den Fenstern und Fenstertüren notwendig ist, denn die Einbruchsversuche in Mehrfamilienhäusern verteilen sich ziemlich gleichmäßig auf Türen und Fenster. Dass hier in Deutschland noch ein erheblicher Nachholbedarf beim Einbruchschutz besteht, macht deutlich, dass Alarmanlagen sowie Hunde gerade einmal einen Anteil von 5,3 Prozent der im Ansatz verhinderten Einbruchsversuche ausmachten.

Wie gehen Einbrecher vor?

Die mit Abstand höchste Zahl an Einbruchsversuchen wird in den Monaten Mai, Oktober, November und Dezember verzeichnet, wobei der Dezember mit 14,7 Prozent den Spitzenplatz einnimmt. In einer der untersuchten Städte entfielen sogar 21,4 Prozent aller Einbruchsversuche auf den Dezember. Ähnliche Unterschiede gibt es in Abhängigkeit vom Wochentag. Mit 9,6 Prozent finden die wenigsten Einbrüche am Sonntag statt. Die bevorzugten Aktionstage der Langfinger sind der Donnerstag mit 16,1 Prozent und der Freitag mit 17,6 Prozent. Die Zeit der Schulferien nutzen Einbrecher besonders gern, denn in den Ferienwochen finden rund 27,3 Prozent aller Wohnungseinbrüche statt. Insgesamt schlagen Einbrecher mit besonderer Häufigkeit dann zu, wenn sie wissen, dass die Bewohner mindestens für zwei Nächte nicht anwesend sind. Das zeigt, wie akut die Gefahr durch Wohnungseinbruch ist und insbesondere in dieser Zeit ein hochwertiger Einbruchschutz umso wichtiger ist. Wie die Schwachstellen in Objekten erkannt und beseitigt werden können, zeigt beispielsweise dieser Beitrag über Einbruchsicherheit.

Dass die Einbrecher Zeiten der Abwesenheit der Bewohner bevorzugen, wird auch an der Verteilung nach der Tageszeit deutlich. Entgegen der volkstümlichen Meinung, dass die Langfinger in der Nacht besonders aktiv sind, weisen die Statistiken den überwiegenden Anteil aller Einbrüche in der Zeit von 6.00 bis 21.00 Uhr aus. Hier schwankten die Werte in den untersuchten Städten zwischen 77,4 und 91,4 Prozent.

Wer meint, dass er in einem Mehrfamilienhaus durch aufmerksame Nachbarn sicher ist, unterliegt einem gefährlichen Irrtum. Die niedersächsischen Kriminalisten geben an, dass mit 67 Prozent mehr als zwei Drittel aller Einbrüche in Häusern mit mehr als zwei Wohnungen begangen werden. Einfamilienhäuser liegen mit 27 Prozent auf dem zweiten Platz der von den Einbrechern bevorzugten Objekte. Die Hauptangriffspunkte sind die Erdgeschossbereiche, wobei auch Mieter in der zweiten und dritten Etage nicht auf Alarmanlagen und gute Türsicherungen verzichten sollten, denn dort wurden rund 26,5 Prozent aller Wohnungseinbrüche festgestellt.

Welche Schlussfolgerungen sind aus der Studie zu ziehen?

Mit zusätzlichen Sicherungen für Fenster und Türen sowie mit Alarmlagen könnten viele der Wohnungseinbrüche verhindert oder eingedämmt werden. Hierbei spielt vor allem der Schutz gegen Aufhebeln eine wichtige Rolle, um einen Einbruch zu verhindern. Hebeltechniken wurden in 56 Prozent aller untersuchten Einbrüche durch die Haus- und Wohnungstüren angewendet. Mit 57 Prozent liegt der Anteil der Hebeltechniken bei Einbrüchen durch Fenster auf einem ähnlich hohen Niveau. Hier rangieren fehlende Sicherungen an den Dreh-Kipp-Mechaniken mit 15,1 Prozent auf dem zweiten Platz. Das ist auch deshalb bedauerlich, weil inzwischen staatliche Förderprogramme zum Einbruchschutz durch der KfW gestartet worden sind. Professionelle Einbruchmeldeanlagen mit Aufschaltung auf eine Notruf- und Serviceleitstelle (NSL) können mittels Fernüberwachung eine unmittelbare Beurteilung der Situation vor Ort, sowie eine frühzeitige Benachrichtigung der Polizei gewährleisten.

Dadurch ließe sich auch die Chance erhöhen, Einbrecher noch im Umfeld des Tatorts zu ergreifen. Das durch den Forschungsbericht des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachen e.V. aufgezeigte Defizit, sichtbar in der niedrigen Aufklärungsquote beim Wohnungseinbruch, könnte zumindest eingedämmt werden.

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