Ein Ex-Einbrecher erklärt: So läuft ein Einbruch ab

Einbruch

Wir wollen es genau wissen! Wie gehen Einbrecher im Objekt genau vor? Wo steigen Sie in ein Haus ein? Und auf was haben sie es eigentlich abgesehen? Wohl niemand könnte die Vorgehensweise und Hintergründe eines Einbruchs so genau erklären, wie ein Einbrecher selbst. Deshalb fragen wir mal nach. Ex-Einbrecher Hermann Wenning hat oft genug im Schutz der Dunkelheit sein Werk vollrichtet. Als ehemaliger Einbrecher weiß er genau, worauf es seinen kriminellen Kollegen ankommt. Heute steht er fest im Leben und berichtet mit seinen Büchern über seine Taten und seine damalige Situation, hält Präventionsvorträge und gibt Tipps. Im Interview mit 180° Sicherheit hat Wenning offenbart, worum es bei einem Einbruch geht.

Die Tat aus Sicht eines Einbrechers

Mit einem Einbruch ergeben sich für die Opfer viele Fragen: Wer war das? Wieso gerade bei mir? Wie ist der Täter vorgegangen? Und vor allem auch warum? Außer der Aufklärungsarbeit der Polizei kann wohl niemand diese Fragen so gut beantworten, wie einer der Täter selbst. Viel zu oft wird spekuliert, was warum passiert sein könnte. Doch einen Einbruch aus Sicht des Täters zu beleuchten, ermöglicht einen Perspektivenwechsel und gibt vielleicht die ein oder andere Antwort auf die vielen Fragen. Hermann Wenning ist ehemaliger Einbrecher und hat in seiner kriminellen Laufbahn rund 150 Einbrüche verübt. Seit über 20 Jahren hat der 55-jährige mit diesem Teil seines Lebens inzwischen abgeschlossen. Nun hat er es sich zur Aufgabe gemacht, mit Präventionsseminaren, Vorträgen und Lesungen die Menschen für Einbrüche zu sensibilisieren und wertvolle Tipps mit auf den Weg zu geben, um nicht zum Opfer zu werden. Mit seinem neuen Buch „Einbruch – Ein Ex-Einbrecher packt aus“ setzt er an genau diesem Punkt an und will den Menschen zeigen, welche Vorgehensweisen und Hintergründe einen Einbruch begleiten.

Ex-Einbrecher Hermann Wenning
Ex-Einbrecher Hermann Wenning
Ein Ex-Einbrecher packt aus

Interview mit einem ehemaligen Einbrecher

Herr Wenning, wie kam es zu ihrem ersten Einbruch? Was waren die Hintergründe?

Als unbescholtener Bürger habe ich bis zu meinem 33. Lebensjahr keine Eigentumsdelikte begangen. Doch mit 31 wurde ich drogenabhängig und ich benötigte damals 100 DM täglich. Nach zwei Jahren war das Geld leer und ich wurde kriminell, beging Diebstähle und kurz danach auch Einbrüche.

Wie ging es dann weiter?

Vom Leergutflaschendieb wurde ich in wenigen Wochen zum Serieneinbrecher. Ich beging bestimmt 150 Einbrüche, wurde mehrmals inhaftiert und saß insgesamt 30 Monate im Gefängnis

Es gibt das schöne Sprichwort „Gelegenheit macht Diebe“, würden Sie das so bestätigen? Oder gab es vor einem Einbruch gezielte Vorbereitungen?

Ja klar, wenn jemand die Terrassentür unverschlossen lässt oder auch die Fenster auf Kipp, bei der Hitze jetzt sogar weit aufgerissen sind, dann lockt das natürlich Einbrecher an. Ich selber beging nie große Vorbereitungen und bin immer dort eingestiegen, wo ich leicht und unauffällig reinkam.

Haben sie das Einbrechen vorher trainiert?

Nein, entweder hat man den Mumm und die kriminelle Energie oder nicht. Aber ich war natürlich auf Speed, also mit Amphetaminen gedopt, das nimmt die Angst und blendet die Realität weg.

Wie verschafften Sie sich Zugang?

In der Regel habe ich mit Steinen und Gullydeckeln die Scheiben und Glastüren eingeschmissen, da ich oft Blitzeinbrüche in Firmen beging, spielt die Lautstärke dabei keine große Rolle. Einbruchswerkzeug hatte ich selten dabei, denn mit diesen späteren Beweismitteln kann die Polizei schnell einen Einbruch ermitteln.

Wie viel Zeit planten Sie für einen Einbruch ein?

Also für einen Blitzeinbruch maximal zwei Minuten, da ja meistens die Alarmanlage ausgelöst wurde. In einer Firma oder auch einem privaten Haus ohne Alarm auch mal fünf bis zehn Minuten aber selten länger.

Gab es einen festen Ablauf, was sie machen, wenn sie erst einmal im Objekt waren?

Gesucht habe ich immer zuerst das Bargeld. In der Firma die Kasse im Geschäftsraum oder Hauptbüro. In Privatwohnungen oder Häusern habe ich zuerst die Garderobe durchgecheckt, denn oft steckt das Portmonee in der Jacke. Danach wurde das Schlafzimmer nach Geld oder Schmuck durchsucht. Dann im Wohnzimmer nach Geld, Handy oder Fotoapparat geschaut. Auch habe ich oft in der Küche Bargeld in Dosen gefunden.

Auf welche Beute hatten Sie es abgesehen?

Bargeld, Schmuck, Münzen, Briefmarken, vielleicht noch Handys, Fotoapparate und Zigaretten. Auf keinen Fall Fernseher, Computer oder Laptops.

Haben Sie Tipps, was man mit seinen Wertsachen machen kann, um sie zu schützen?

Ja auf jeden Fall die Wertsachen im Keller, im Vorraum, auf der Toilette oder auf dem Balkon verstecken, denn so viel Zeit nehmen sich Täter kaum, dass sie diese Räume konsequent durchsuchen. Große Bargeldbestände oder wertvollen Schmuck bitte bei der Bank oder in Schließfächern aufbewahren.

Haben Sie bereits einmal mit Geheimzeichen, den sogenannten Gaunerzinken, gearbeitet?

Also ich vermute, dass ganze ist absoluter Blödsinn. Denn ich habe bestimmt einige Dutzend Einbrecher in der Drogenszene oder später im Gefängnis kennengelernt und keiner konnte mir darüber wirklich konkretes berichten.

Womit lassen sich denn Einbrecher am ehesten abschrecken? Mechanischer Einbruchschutz, Alarmanlage, Videoüberwachung, Hund oder wachsame Nachbarn?

Die 100-prozentige Sicherheit wird es nie geben. Doch alle von Ihnen genannten Vorschläge sind sinnvoll. Und mehrere dieser Bausteine können schon einen Einbruch verhindern. Der Einbrecher sucht immer den leichtesten Weg. Innerhalb weniger Minuten entscheidet er oft, ob er einsteigt oder nicht. Da können diese Präventionsmaßnahmen einen Einbruch durchaus verhindern.

Wie bewerten Sie den Live-Einbruchschutz und Täteransprache aus der Ferne als neues Mittel bei der Tätervertreibung? Würde Sie das von einem Diebstahl abhalten?

Der Live-Einbruchschutz ist eine sehr effektive Sache. In dem Moment, in dem ein Einbrecher sich ertappt fühlt, wird er panisch flüchten. Auch Einbrecher haben Angst und bestimmt 99 Prozent von Ihnen wollen jede Konfrontation mit dem Opfer oder der Polizei vermeiden. Eine Alarmanlage, die nur Krach macht, sorgt nicht zwangsläufig dafür, dass der Täter sofort verschwindet. Wird er aber direkt angesprochen, dann wird er so überrascht und geschockt sein, dass er panisch flüchtet.

Was hat sie dazu bewegt, mit dem Einbrechen aufzuhören?

Nach meiner letzten Haftzeit habe ich eine Drogentherapie gemacht und bin seitdem clean und habe seit genau 20 Jahren keinen Einbruch mehr begangen.

Wie geht es Ihnen heute mit dieser Vergangenheit?

Oft habe ich auch heute noch ein schlechtes Gewissen. Natürlich kann man so etwas nie wieder gut machen, denn Opfer leiden oft ein Leben lang. Seit neun Jahren mache ich mit meinen Büchern Präventionsvorträge in Schulen, sozialen Einrichtungen und Kliniken. Ich möchte verhindern, dass junge Menschen drogenabhängig werden. Denn jeder dritte Einbruch ist Beschaffungskriminalität für Drogen. Die Hälfte meines Honorars für mein aktuelles Buch Einbruch, das in wenigen Wochen erscheint, möchte ich dem Weißen Ring spenden.

Das ist eine schöne Idee, diese Spende kommt genau bei denen an, die sie brauchen.

Hat Ihre Geschichte Sie in Ihrem heutigen Lebensalltag beeinflusst? Haben Sie Ihre Wohnung einbruchsicher gemacht?

Also ich schließe Türen und Fenster konsequent ab. Da in meiner Einzimmerwohnung nie mehr als 100 Euro zu holen sind, habe ich kein spezielles Sicherheitssystem. Doch im Prinzip kann ich jedem raten, alles Mögliche in Sachen Einbruchsprävention zu investieren. Denn nicht der materielle, sondern der psychische und emotionale Schaden ist das schwerwiegende Problem, dass dem Opfer oft lebenslang zu schaffen macht!

Herr Wenning, vielen Dank für Ihre Einblicke und Ihre Offenheit.

Einbruch ... und plötzlich ist alles anders.

Schäden durch Vandalismus

Neues Buch „Einbruch - Ein Ex-Einbrecher packt aus“

Seine Geschichten und seine Beweggründe hat Hermann Wenning in einem emotionalen Buch niedergeschrieben, das im September
2019 erscheint. Er möchte mit seinem Wissen helfen, Einbrüche zu vermeiden und die Opfer vor den psychischen Folgen einer solchen Tat bewahren.

Hermann Wenning beschreibt darin nicht nur pikante Details beim Vorgehen sondern zeigt auch, dass ein Einbruch nicht immer nur eine Gelegenheit ist, um ans schnelle Geld zu kommen.

Hermann Wennings Buch: Einbruch – Ein Ex-Einbrecher packt aus

Buchcover Einbruch - Ein Ex-Einbrecher packt aus

Rechtzeitig präventiv vorsorgen

Die Erfahrungen eines ehemaligen Einbrechers zeigen, dass es zwar keinen 100 prozentigen Schutz gibt, denn wer in ein Haus eindringen will, schafft das auch. Doch man kann präventiv Vorsorgen für den Ernstfall und mit Hilfe moderner Technik einen Einbrecher schnellstmöglich zur Flucht bringen.

Für eine persönliche Beratung zum Thema Einbruchprävention und elektronischer Einbruchschutz steht Ihnen unsere Sicherheitsberater unter sicherheit@180-grad.de oder 0211 – 17 60 72 60 zur Verfügung.

Für Opfer eines Einbruchs stehen die ehrenamtlichen Opfer-Helfer von WEISSER RING e. V. gerne zur Verfügung. Der gemeinnützige Verein unterstützt Kriminalitätsopfer bei der Bewältigung der Folgen eines Einbruchs und hilft mit Aufklärungsarbeit dabei, Straftaten zu verhüten.

Kontakt

WEISSER RING e.V.
06131 – 83 03 0
info@weisser-ring.de

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Kurz und knapp

Ex-Einbrecher Hermann Wenning berichtet im Interview mit 180° Sicherheit über seine Zeit als professioneller Einbrecher und zeigt Vorgehensweisen und Hintergründe der Kriminellen auf. Aus der Sicht eines Täters bewertet er den Live-Einbruchschutz mit Täteransprache und Fernüberwachung als effektives Mittel, damit Einbrecher schnell die Flucht ergreifen. Seine Erfahrungen aus dieser dunklen Lebensphase hat er in seinem neuesten Buch „Einbruch – Ein Ex-Einbrecher packt aus“ niedergeschrieben. Seit über 20 Jahren hat er keinen Einbruch mehr begangen und versucht nun in Präventionsseminaren für das Thema zu sensibilisieren.

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