„Betreten der Baustelle verboten – Eltern haften für ihre Kinder“. Dieses Schild kennt jeder. Und ganz ehrlich: haben wir uns immer darangehalten? Für Kriminelle waren Baustellen in der Vergangenheit eine Art Selbstbedienungsladen, besonders im Schutz der Dunkelheit und am Wochenende. Mit Videoüberwachung und direkter Täteransprache soll ihnen die Arbeit unmöglich gemacht werden.
Warum ist eine Baustellenüberwachung erforderlich
Die Diebe kamen in der Nacht, im Schutz der Dunkelheit und ließen sich weder von Warnschildern noch vom Bauzaun aufhalten. Sie hatten es auf Kupferkabel, teure Werkzeuge und Baumaterialien abgesehen. Alles, was sich zu Geld machen lässt, wollten sie mitnehmen, Stundenlang machten sie sich auf der Baustelle zu schaffen, brachen Schlösser auf und nahmen mit, was sie mitnehmen konnten. Der Schaden war so groß, dass die Bauarbeiter am nächsten Tag nicht weiterarbeiten konnten.
Not macht erfinderisch
Wie kann eine Baustelle nachts und am Wochenende lückenlos und gleichzeitig relativ preisgünstig überwacht werden? Die Kosten für Wachpersonal sind vielen Bauherren zu hoch. Deshalb setzen sie verstärkt auf hochprofessionelle Videoüberwachung in Form von digitalen Mobil-Cams. Die eignen sich zur temporären Überwachung von Baustellen, kommen aber auch bei Autohäusern oder Windparks zum Einsatz.
Diese Full-HD-Kameras können in jede Richtung schwenken und zoomen. Montiert sind sie auf einem Teleskopmast, den man jederzeit einfahren und an anderen Stellen auf der Baustelle wieder neu aufbauen kann. Am anderen Ende der Leitung sitzen Sicherheitsleute, die die übertragenen Bilder und damit die Baustelle im Blick haben, die Einbrecher über Lautsprecher ansprechen und in die Ferne jagen können, bevor diese größeren Schaden anrichten können. Eine intelligente Software soll der Leitstelle außerdem helfen, Fehlalarme durch Insekten und Tiere, sich bewegende Bäume, Reflektionen oder flatternde Folien auszuschließen.
Was ist bei einer Baustellenüberwachung erlaubt und was nicht?
Grundsätzlich ist eine Videoüberwachung datenschutzrechtlich problematisch. Das gilt auch, wenn ein Objekt vor Kriminellen geschützt werden soll. Ist eine Video-Baustellenüberwachung deswegen grundsätzlich verboten? Nein, das ist sie nicht. Aber Bauherren und andere Verantwortliche müssen mehrere Punkte beachten. Denn wichtig ist, dass die Persönlichkeitsrechte der Menschen gewahrt bleiben, die durch die Kameras erfasst werden.
Baustellenüberwachung und Datenschutz
Zum Beispiel für den rheinland-pfälzischen Landesdatenschutzbeauftragten Prof. Dieter Kugelmann bestehen keine datenschutzrechtlichen Bedenken, wenn lediglich Übersichtsaufnahmen des Baufortschritts angefertigt werden und darauf die Identifizierung der arbeitenden Personen möglichst ausgeschlossen werden kann. Entscheidend ist auch, dass Nachbargrundstücke und Hausfassaden benachbarter Grundstücke nicht gefilmt werden, die Kameras erst nach Beendigung der Bauarbeiten eingeschaltet werden und auf die Videoüberwachung hingewiesen wird, sodass die Transparenzpflichten eingehalten werden, die sich aus der Datenschutz-Grundverordnung ergeben.
Videoüberwachung von Baustellen

Sind diese Punkte erfüllt, steht einer Video-Baustellenbeobachtung meist nichts mehr im Wege. Dafür steht dem Einbrecher die Video-Beobachtung im Wege. Er sollte einfach weitergehen, wenn er das Schild sieht: „Betreten der Baustelle verboten. Eltern haften für ihre Kinder“.